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Erlebnispfad Pulheimer Bach

Erzählstation Prallhang

Koordinaten: 50°59'43'' N 6°49'47'' E

Höhe 43,5 m ü. NN

 

: wasser als landschaftsgestalter

 

: kies

ES 28-1

Abb. 28-1: Erzählstation „Prallhang“. Aufnahme vom 28. Juli 2011

Die Erzählstation „Prallhang“ (Abb. 28-1) liegt südlich der Brücke, die zwischen einem Absetzteich und dem Aufteilungsbauwerk oberhalb der Teichkette der Großen Laache (Erzählstation 29) den Pulheimer Bach quert. Die Umgebung erlaubt Einblicke in die jüngere Fluss- und Landschaftsgeschichte.

 

ES 28-2

Abb. 28-2: Terrassenhang zu den Jüngeren Mittelterrassen; rechts: Kieswerk. Aufnahme vom 31. Januar 2010

Östlich der Erzählstation sieht man einen natürlichen Anstieg (Abb. 28-2), den der Rhein in der letzten Eiszeit durch Unterschneidung seiner älteren Ablagerungen (Jüngere Mittelterrassen = JMT) geschaffen hat.

 

ES 28-3

Abb. 28-3: Niederterrasse (Vordergrund) und Terrassenhang zu den Jüngeren Mittelterrassen nördlich von Pulheim. Aufnahme vom 30. November 2019

 

Den Terrassenhang zwischen dem Flussbett aus der letzten Eiszeit (Ende vor rund 11 600 Jahren), der sogenannten Niederterrasse (NT) und der Terrassenfläche der JMT aus der vorletzten Eiszeit (Ende vor rund 125 000 Jahren) sieht man auch im Norden von Pulheim (Abb. 28-3). Der Anstieg zwischen den unterschiedlich alten ehemaligen Talsohlen beträgt etwas unter 10 Meter.

 

ES 28-4

Abb. 28-4: Die Rheinebene im Kölner Norden

Die quartärgeologische Karte der Rheinebene (Abb. 28-4) macht deutlich, dass Pulheim zum Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwa 20 000 Jahren, als die Sande und Kiese der Niederterrasse aufgeschüttet wurden, am Westrand eines rund 10 Kilometer breiten Überflutungsgebietes lag.

 

ES 28-5

Abb. 28-5: Illertal auf der Edgeinsel/Spitzbergen um 1970. Aufnahme Heinrich Späth

Der Rhein war damals ein Wildwasserfluss und aufgegliedert in zahlreiche Rinnen wie heute die Flüsse im Permafrostgebiet (Abb. 28-5).

 

ES 28-6

Abb. 28-6: verflochtene Rheinarme (dunkleres Grün) aus der letzten Eiszeit in der Niederterrasse nordöstlich von Pulheim. Luftbild von 1997 aus der Luftbildsammlung des Geographischen Institutes der Universität zu Köln. Quelle: Geobasis NRW

Die ehemaligen verflochtenen Gerinnebetten kann man bei günstigen Rahmenbedingungen von Bodenfeuchte und Bewuchs auf Luftbildern erkennen (Abb. 28-6), weil sie einen etwas anderen Wasserhaushalt als die dazwischen liegenden ehemaligen Sand- und Kiesbänke haben.

 

ES 28-7

Abb. 28-7: Geländemodell mit Rheinrinnen zwischen Pulheim und Worringen. Überarbeiteter Screenshot aus www.tim-online.nrw.de

Land NRW (2019)

Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0

(www.govdata.de/dl-de/by-2-0)

Daten bearbeitet von Reinhard Zeese

 

Am Übergang zur Warmzeit nutzte der Fluss nur noch einen Teil seiner Rinnen bei Hochwasser und tiefte diese um maximal 5 Meter in die eiszeitliche Schotterebene ein. Diese Rinnen sind noch in ihrer Form erkennbar (Abb. 28-7, Erzählstation 30), in einer davon liegen die Pulheimer Laachen (Erzählstation 29).

 

ES 28-8

Abb. 28-8: Gleitufer mit Geröllen vom Alten Rhein zwischen Orrer Wald und Großer Laache. Aufnahme vom 29. Februar 2008

 

ES 28-9

Abb. 28-9: Prallufer vom Alten Rhein zwischen Pletschmühle und Orr. Aufnahme vom 31. Oktober 2009

Die Pulheimer Laachen sind Teil einer mäandrierende Rheinschlinge, die südlich des Ortskernes von Auweiler nach Esch und zum Worringer Bruch führt. Sie war zu Beginn des sogenannten Holozän, der Warmzeit, in der wir leben, noch durchflossen und bildete Gleitufer (Abb. 28-8) und Prallufer (Abb. 28-9).

 

ES 28-10

Abb. 28-10: Schematischer Querschnitt durch die Niederung eines mäandrierenden Flusses

Der Stromstrich, der Bereich mit der stärksten Strömung, schwingt bei einem Mäander (Abb. 28-10) nach außen, prallt ans Ufer (Prallufer) und trägt dort Material ab (Tiefen- und Seitenerosion). Bei starkem Hochwasser ufert der Fluss aus. Mit Übertritt aus dem Flussbett verringern sich Wassertiefe und Fließgeschwindigkeit so stark, dass der Fluss Material ablagert. Es bilden sich Dammufer. Am Innenbogen, dem Gleitufer, entstehen langgezogene schmale Uferbänke. Tieft sich der Fluss insgesamt etwas ein, dann entstehen Prallhänge, die nicht mehr überflutet werden und Gleithänge.

 

ES 28-11

Abb. 28-11: Prallhang des Rheines aus dem Früh-Holozän; südlich der Großen Laache, Blickrichtung WNW. Aufnahme vom 24. November 2019

 

ES 28-12

Abb. 28-12: Blick von der Niederterrasse nach Süden über den Auensee auf den früh-holozänen Prallhang des Rheines. Aufnahme vom 31. Januar 2010

Am Südrand der Großen Laache arbeitete sich das Wasser bis an den Hang zur JMT vor und schuf einen bis 13 Meter hoch ansteigenden Prallhang (Abb.28-11), den man im Winterhalbjahr auch aus größerer Entfernung wahrnehmen kann (Abb. 28-12). Wann der Rhein hier letztmalig von Süden geflossen kam, ist nicht bekannt. Flutungen des Altarmes bei starkem Hochwasser, das von Nordosten, von der Mäanderschlinge des Worringer Bruches her eindrang, sind überliefert (Erzählstation 29).

 

ES 28-13

Abb. 28-13: Kiesabbau am Pulheimer See, Blick von Südosten. Aufnahme vom 16. April 2014

Die Ablagerungen des Rheines sind wichtige Rohstoffe. Auskiesungen in den Jüngeren Mittelterrassen reichen fast bis an die Terrassenkante zur Großen Laache heran (Abb. 28-13). Entstanden ist dadurch der grundwassergespeiste Pulheimer See, der vom Pulheimer Segelclub bereits genutzt wird. Nach Beendigung des Sand- und Kiesabbaus wird zusätzlich ein Badestrand eingerichtet. Der See ist Teil des Erholungsgebietes Stöckheimer Hof.

 

Internet:

Link zu Niederterrasse: http://www.erlebnispfad.com/erzaehlstationen/niederterrasse.html

Link zu Rheinrinnen: http://www.erlebnispfad.com/erzaehlstationen/rheinrinnen.html

Link zu Eiszeit: http://www.erlebnispfad.com/erzaehlstationen/tundra.html

Link zu Kies und Erlebnis: http://www.erlebnispfad.com/erzaehlstationen/erlebnislandschaft.html

 

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